RICHTIG Die Vertiefung im Boden, in dem das Wasser fliesst, heisst Flussbett. Das fliessende Wasser schafft sich in der Natur selbst ein Bett, deren Seiten die Ufer sind. Manchmal muss der Mensch dem Fluss ein neues «Bett» schaffen. Dies ist bei unserer Glatt notwendig geworden, weil sie umgeleitet und tiefer gelegt werden musste.
Die Glattkorrektion in Hochfelden hätte beim alten Flussbett eine Absenkung der Flusssohle von bis zu 2 Metern und dem Abbruch einiger flussnaher Häuser bedingt. Die Glatt wäre zwischen 4 Meter hohen Stützmauern eingezwängt durch den Dorfkern geflossen, was dem Ortsbild massgebend geschadet hätte. So wurde schliesslich entschieden, der Glatt ein neues Flussbett zu geben und sie auf einer Länge von 1’400 Metern gegen Osten an den Waldrand zu verlegen. Die Bauarbeiten starteten im Jahr 1978 und wurden 1980 mit der Begrünung des alten Glattlaufs abgeschlossen.
Die Not ist bekanntlich der beste Lehrmeister. So waren es die akuten Hochwasser und die dadurch entstandenen Schäden, welche massgebend dafür gesorgt haben, die langwierigen politischen Prozesse zu beschleunigen und die nötigen Entscheide für die Umsetzung der Glattkorrektion zu erwirken. Die einzelnen Etappen waren stets durch vorangehende Hochwasserereignisse geprägt.
Die Glattkorrektion vom Greifensee bis zur Mündung in den Rhein ist alten Ursprungs. Nach den schlimmen Überschwemmungen zwischen 1807 und 1810 befasste sich die Zürcher Regierung erstmals konkret mit der Frage, wie man die Situation angehen und verbessern könnte. Schon bald wurden im unteren Glattal in den Jahren 1813/14 bei Glattfelden mit dem Bau von regelmässigen Kanälen zur Begradigung begonnen. Doch bereits das nächste grosse Hochwasser im Jahr 1852 zerstörte sämtliche Arbeiten und die Regierung sah sich erneut veranlasst, die Vorbereitungsarbeiten einer gesamtheitlichen Glattkorrektion aufzunehmen. Abermals wurde vorerst aber nur lokal ein neues Flussbett von 4 Kilometer Länge gebaut, das die stürmische Glatt 1876 erneut spurlos verschwinden liess. Die alten Bauten erwiesen sich also als wenig durchgreifend und verfehlten ihr Ziel weitgehend. Erst mit der Unterstützung des Bundes kam es 1877 bis 1895 endlich zu einer durchgehenden Glattkorrektion vom Greifensee bis zum Rhein.
Das untere Glattal blieb danach in den nächsten Jahrzehnten von grossen Hochwasserschäden verschont. Eine Vertiefung der Glatt, wie sie im oberen Glattal zwischen 1936 und 1955 durchgeführt wurde, sah man im unteren Glattal aufgrund des grösseren Gefälles und der Regulierung durch die Elektrizitätswerke bei Höri und Bülach als nicht erforderlich an. Obschon die Gemeinden des unteren Glattals bereits Mitte der 1950er-Jahre eine Verbesserung der maximalen Abflussmenge verlangten, war es wiederum ein natürliches Hochwasserereignis, das die «Mühlen der Politik» schneller drehen liess. Die Folgen des katastrophalen Hochwassers im September 1968 machten deutlich, dass das Projekt der Tieferlegung erweitert werden musste. Auf der 15 Kilometer langen Strecke von Niederglatt bis zum Rhein wurde die Glatt schliesslich mit einem Kredit von 41 Millionen Franken um 1.5 m tiefer gelegt und so die Abflusskapazität auf 150 m3/s vergrössert, wobei der Flusslauf im Wesentlich unverändert blieb. Ausnahme war Hochfelden, wo die Glatt um 150 m weiter nach Osten verlegt werden musste, um das Ortsbild aufgrund des tiefen Kanals nicht nachhaltig zu schädigen.
Die Zeitungen berichteten jeweils eindrücklich von den ausserordentlichen Hochwassern und vermitteln uns noch heute einen Eindruck über die damaligen Auswirkungen für die Bevölkerung.