Kulturhistorischer Weg Bülach «Kraft des Wassers»

Sich vor Wasser schützen

Überschwemmungen und Hochwasser erforderten Massnahmen

Glattkorrektionen und Verlegung des Flussbettes von Hochfelden

Auflösung Quiz:
Was ist ein Flussbett?
A)  Eine Matratze gefüllt mit Wasser
FALSCH Es gibt ein Wasserbett. Dieses Bett hat eine Matratze, welche mit Wasser gefüllt ist. Wasserbetten werden in der Regel beheizt, so dass die Matratze im Winter nicht zu kalt ist. Das hat zudem den Vorteil, dass der vom Körper in der Nach abgegebene Schweiss verdunstet. Das Wasserbett passt sich dem Körper in jeder Lage gut an.
B)  Graben, in dem der Fluss fliessen kann

RICHTIG Die Vertiefung im Boden, in dem das Wasser fliesst, heisst Flussbett. Das fliessende Wasser schafft sich in der Natur selbst ein Bett, deren Seiten die Ufer sind. Manchmal muss der Mensch dem Fluss ein neues «Bett» schaffen. Dies ist bei unserer Glatt notwendig geworden, weil sie umgeleitet und tiefer gelegt werden musste.

Die Glattkorrektion in Hochfelden hätte beim alten Flussbett eine Absenkung der Flusssohle von bis zu 2 Metern und dem Abbruch einiger flussnaher Häuser bedingt. Die Glatt wäre zwischen 4 Meter hohen Stützmauern eingezwängt durch den Dorfkern geflossen, was dem Ortsbild massgebend geschadet hätte. So wurde schliesslich entschieden, der Glatt ein neues Flussbett zu geben und sie auf einer Länge von 1’400 Metern gegen Osten an den Waldrand zu verlegen. Die Bauarbeiten starteten im Jahr 1978 und wurden 1980 mit der Begrünung des alten Glattlaufs abgeschlossen.

Glattkorrektion – Die Not als Lehrmeister

Die Not ist bekanntlich der beste Lehrmeister. So waren es die akuten Hochwasser und die dadurch entstandenen Schäden, welche massgebend dafür gesorgt haben, die langwierigen politischen Prozesse zu beschleunigen und die nötigen Entscheide für die Umsetzung der Glattkorrektion zu erwirken. Die einzelnen Etappen waren stets durch vorangehende Hoch­wasserereignisse geprägt.

Die Glattkorrektion vom Greifensee bis zur Mündung in den Rhein ist alten Ursprungs. Nach den schlimmen Überschwemmungen zwischen 1807 und 1810 befasste sich die Zürcher Regierung erstmals konkret mit der Frage, wie man die Situation angehen und verbessern könnte. Schon bald wurden im unteren Glattal in den Jahren 1813/14 bei Glattfelden mit dem Bau von regelmässigen Kanälen zur Begradigung begonnen. Doch bereits das nächste grosse Hochwasser im Jahr 1852 zerstörte sämtliche Arbeiten und die Regierung sah sich erneut veranlasst, die Vorbereitungsarbeiten einer gesamtheitlichen Glattkorrektion aufzu­nehmen. Abermals wurde vorerst aber nur lokal ein neues Flussbett von 4 Kilometer Länge ge­baut, das die stürmische Glatt 1876 erneut spurlos verschwinden liess. Die alten Bauten er­wiesen sich also als wenig durchgreifend und verfehlten ihr Ziel weitgehend. Erst mit der Unterstützung des Bundes kam es 1877 bis 1895 endlich zu einer durchgehenden Glattkorrek­tion vom Greifensee bis zum Rhein.

Das untere Glattal blieb danach in den nächsten Jahrzehnten von grossen Hochwasserschä­den verschont. Eine Vertiefung der Glatt, wie sie im oberen Glattal zwischen 1936 und 1955 durchgeführt wurde, sah man im unteren Glattal aufgrund des grösseren Gefälles und der Regulierung durch die Elektri­zitätswerke bei Höri und Bülach als nicht erforderlich an. Obschon die Gemeinden des unteren Glattals bereits Mitte der 1950er-Jahre eine Verbesserung der maximalen Abfluss­menge verlangten, war es wiederum ein natürliches Hochwasserereignis, das die «Mühlen der Politik» schneller drehen liess. Die Folgen des katastrophalen Hochwassers im September 1968 machten deutlich, dass das Projekt der Tieferlegung erweitert werden musste. Auf der 15 Kilometer langen Strecke von Niederglatt bis zum Rhein wurde die Glatt schliesslich mit einem Kredit von 41 Millionen Franken um 1.5 m tiefer gelegt und so die Abflusskapazität auf 150 m3/s vergrössert, wobei der Flusslauf im Wesentlich unverändert blieb. Ausnahme war Hochfelden, wo die Glatt um 150 m weiter nach Osten verlegt werden musste, um das Ortsbild aufgrund des tiefen Kanals nicht nachhaltig zu schädigen.

Die Zeitungen berichteten jeweils eindrücklich von den ausserordentlichen Hochwassern und vermitteln uns noch heute einen Eindruck über die damaligen Auswirkungen für die Bevölke­rung.

Hochwasser vom 17./18. September 1852
Dieses Hochwasser gilt als eines der grössten des schweizerischen Mittellandes. Ursache wa­ren die während 52 Stunden anhaltenden Regenfälle mit starken Gewittern. Der Bezirk Bü­lach wurde am schwersten heimgesucht. Die Glatt erreichte an vielen Stellen eine seeähn­li­che Breite von bis zu 300 Metern und es ergaben sich sehr grosse Schäden an Brücken, Gebäuden und den angrenzenden Wiesen. Die Brücke bei der Niedermühle wurde unbrauchbar gemacht, in der Obermühle lief das Wasser durch die Mühle und schädigte die Fabrik. Der Besitzer der Säge und Öle in Hochfelden, Herr Rudolf Hirt, und seine Familie konnten ihr Haus nicht mehr verlassen, bis sie am zweiten Tag durch fremde Hilfe gerettet werden konnten. Sämtliche Sägeblöcke wurden von der reissenden Glatt weggeschwemmt.
Hochwasser vom 10. bis 12. Juni 1876
Infolge der Regengüsse vom 10. bis 12. Juni sei die Glatt über die Ufer getreten und «zu einer seit Menschengedenken unerhörten Höhe angeschwollen». Dabei habe sie in wenigen Stun­den unermesslichen Schaden angerichtet. Der Bundesrat sprach sogar von einem «National­un­glück» und machte einen landesweiten Spendenaufruf, wobei der Gesamtbetrag der soge­nannten «Liebesgaben» an die Bedürftigen verteilt werden sollte. Die Glatt richtete viel Unheil an, viele ältere Bauten wurden entlang der stürmischen Glatt nahezu zerstört.
Hochwasser vom 21./22. September 1968
Das katastrophale Hochwasser vom 21./22.9.1968 führte insbesondere in den Gemeinden Niederglatt, Höri, Hochfelden und Glattfelden zu grossen Schäden. Der Pegel der Glatt lag nach fünf Tagen intensiven Regens um knapp 3 Meter über dem Normalwert. Die Glattsohle senkte sich stellenweise bis zu zwei Meter tief ab und der Uferschutz wurde auf weiten Stre­cken herausgerissen. Die Tageszeitung «Zürcher Unterländer» bebilderte das Hochwasser in seiner Ausgabe vom 23.9.1968 eindrücklich.
C)  Die Ufer eines Baches
FALSCH Dies sind die Seiten eines Bachbettes. Ein ausgetrocknetes Bachbett gibt den Blick frei zu deren Ufern, die jetzt ganz bis zur Sohle reichen. Frei fliessende Gewässer bilden an ihren Ufern Kiesbänke.