Die Lesegesellschaft Bülach ist seit 1818 der Kultur verpflichtet und eine der ältesten noch heute bestehenden Lesegesellschaften im Kanton Zürich. Sie ist ausserdem der älteste Verein in Bülach.
Die Entstehung solcher Vereinigungen, vor allem im geselligen 18. Jahrhundert, gehörte in jene Entwicklung, in der sich, seit der Zeit der Aufklärung, Journale und Zeitungen sowie Lesegesellschaften und Leihbibliotheken gebildet haben. So entstand ein literarischer Zirkel, der sich zum Ziel setzte, durch Vermittlung von Zeitungen, Zeitschriften und Literatur einen wichtigen Beitrag zur Bildung der Landbevölkerung zu leisten.
Im Laufe der Jahrzehnte, vor allem aber in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, hat die Lesegesellschaft viele kulturelle Initiativen ergriffen und einige, heute selbstverständliche öffentliche Aufgaben übernommen und aufgebaut. So betreibt die Lesegesellschaft seit 1940 eine öffentliche Bibliothek – heute die Stadtbibliothek Bülach – und seit 1983 das Museum Bülach.
Immer wieder wurde die LGB von herausragenden Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft geprägt. Viele Historiker der LGB haben sich mit geschichtlichen Aspekten von Bülach und ihren Einwohnern befasst. In den letzten Jahren war es vor allem der verstorbene Lokalhistoriker Kuno Moser, der für die LGB das historische Gewissen verkörperte.
Heute betreibt die LGB im Auftrag der Stadt die Stadtbibliothek Bülach, das Museum Bülach und führt die Ortschronik. Ausserdem verlegt die LGB im eigenen Verlag ortskundliche Schriften zu lokalen Themen (seit 1855 in unregelmässigen Abständen erscheinende Neujahrsblätter), veranstaltet literarische Abende, lädt zu interessanten Besichtigungen ein und bietet einen Lesezirkel an. Seit 2007 organisiert sie klassische Kammermusik-Konzerte in der Konzertreihe Klassik Bülach.
Am traditionellen Bülacher Weihnachtsmarkt betreibt die LGB einen Bücherverkaufsstand mit Schriften aus dem eigenen Verlag und Kinderbüchern sowie im Museum eine Kaffeestube. Jeweils am 2. Januar, dem „Bächtoldstag“, lädt die LGB kulturell Interessierte abends zum traditionellen «Bächtelen» in den Sigristenkeller ein.
Unter den Vereinen mit geistigen Zielen stellt die Lesegesellschaft Bülach die älteste Verbindung von Einwohnern dar. Gegründet wurde sie im Jahre 1818 und bezweckte nach ihren damaligen Statuten: „Unterhaltung und Belehrung“ und „betätigt sich auch für Anstrengung anderweitiger gemeinnütziger Zwecke“ oder nach den Statuten von 1924 verfolgt sie den Zweck, „der geistigen Bildung ihrer Mitglieder und weiterer Bevölkerungskreise zu dienen“. Der 1963 neu formulierte Zweck lautete: „Die Lesegesellschaft sucht in ihrem Wirkungsbereich zur Förderung des kulturellen Lebens beizutragen durch den Betrieb einer öffentlichen Bibliothek, durch Vermittlung von Vorträgen und andern geeigneten Veranstaltungen. Im besonderen pflegt sie auch die Verbundenheit mit der engeren Heimat“. Im Verlauf der Geschichte hat sich also der Gesellschaftszweck immer wieder den aktuellen Erfordernissen angepasst. Ein Zweck ist jedoch seit der Gründung unverändert und so steht in den Statuten vom 1.7.1999 schlicht: Der Zweck des Vereins ist die Förderung des kulturellen Lebens in Bülach und in der Region.
Die Mitgliederzahl, welche anfänglich zwischen 10 und 20 betrug, ist bis heute auf fast 300 gestiegen. Im 19. Jahrhundert hatte die Gesellschaft eine durchaus liberale Art. Sie beschaffte sich eine Bibliothek von aufgeklärten und unterhaltenden Büchern und liess auch Zeitschriften dieser Haltung in eigens dafür zusammengestellten Mappen unter ihren Angehörigen die Runde machen. Vor allem sind die Zeitungsgründungen des „Wochenblattes für die Bezirke Bülach und Regensberg“ – später „Bülach-Dielsdorfer Wochenzeitung“ und seit 1949 „Zürcher Unterländer“ im Jahre 1849 sowie des „Bülacher-Dielsdorfer Volksfreundes“ – seit 1957 als „Neues Bülacher Tagblatt“ erscheinend – im Jahre 1866 das Werk der Lesegesellschaft.
Daneben gingen von der Lesegesellschaft seit Beginn noch mancherlei andere Anregungen auf dem Gebiet des Gemeinwesens und der Kultur aus: die Gründung des Landwirtschaftlichen Vereins, die Erweiterung der Gewerbeschule zur allgemeinen Fortbildungsschule, die Einrichtung eines Elektrizitätswerkes und die Gründung der Theatergruppe „Spielleute von Seldwyla“ . Ausserdem stand sie der Gründung der Stiftung Sigristenkeller als wichtiger Pate zur Seite.
Im Laufe der Geschichte nahm die Lesegesellschaft immer wieder Einfluss auf kulturhistorische Entwicklungen – so war sie untern anderem wesentlich an der Erhaltung der Funde beim römischen Gutshof in Winkel beteiligt und auch bei Umbauten im Stadtkern von Bülach waren Experten der Lesegesellschaft immer wieder zur Stelle, um die Erhaltung wichtiger historischer Zeugnisse sicher zu stellen.
Alljährlich kamen die Mitglieder zu einem „Kränzli“ zusammen, ab 1946 zu einem literarisch-geselligen „Bächtelis-Abig“. Dieser Brauch wurde ab 1984 zum „Volks-Bächtelen“, ein beliebter Anlass in Vereinskellern und Restaurants der Altstadt für die gesamte Bevölkerung Bülachs. Die Mitglieder treffen sich heute einmal im Jahr zu einer Jahresversammlung, bei der Kultur und geselliges Zusammensein im Vordergrund stehen.
Von 1930 an setzte die Gesellschaft mit ihrem „Verlag für Bülach und das Zürcher Unterland“ eine frühere Reihe von Veröffentlichungen mit geschichtlichem und literarischem Inhalt fort. Die Publikationen sind zu veritablen Büchern angewachsen und werden alle 2-3 Jahre herausgebracht, im Jahre 2011 erschien die 44. Ausgabe als Festschrift auf das Jubiläumsjahr der Stadt Bülach (1200 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung Bülachs), 2018 erschien als 47. Ausgabe die Jubiläumsschrift zum 200-jährigen Bestehens unserer Gesellschaft.
Die Bibliothek der Lesegesellschaft wurde 1940 öffentlich gemacht, heute gilt die Stadtbibliothek Bülach als wichtige regionale Bibliothek mit einem Medienbestand von über 23’000 Titeln. Diese werden im Jahr über 200’000 mal ausgeliehen! Das Angebot wurde mit neuen Medien wie Hörbüchern, CD-ROM’s und DVD’s ergänzt.
Seit 1983 betreibt die Lesegesellschaft in einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Haus an der Brunngasse 1 ein Museum. Im Jahr 2019 konnte es um zwei weitere Räume erweitert werden. Darin zeigt das Museum Bülach die Ausstellung „Bülach entdecken“, eine multimediale Zeitreise in die Geschichte der Region. Im Wohnmuseum im 1. Stock wird in einer permanenten Ausstellung ein Teil der ortsgeschichtlichen Sammlung gezeigt. Ausserdem finden im ehemaligen Tenn pro Jahr 1–2 Wechsel-Ausstellungen zu verschiedenen kulturellen, historischen oder allgemeinen Themen statt.
Auch die Führung der Ortschronik ist eine Aufgabe der Lesegesellschaft. Damit soll die Weiterführung der Ortsgeschichte für spätere Generationen ermöglicht werden.
Als jüngste Initiative gründete die Lesegesellschaft Bülach im Jahr 2007 die Konzertreihe Klassik Bülach. Jährlich werden 6-7 Konzerte mit klassischer Kammermusik mit lokalen und international bekannten Künstlern organisiert. Die Konzerte finden in der Vetropack Hall der Musikschule Zürcher Unterland an der Schaffhauserstrasse 106 in Bülach statt.
Unsere Jubiläumfeierlichkeiten «200 Jahre Lesegesellschaft» sind abgeschlossen. Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Sponsoren für Ihre Unterstützung, ohne die wir dieses Fest nicht hätten durchführen können. Ebenso danken wir den zahlreichen Besucherinnen und Besucher, sei es anlässlich des Jubiläumskonzertes mit dem Oliver Schnyder-Trio vom Freitag, den Aufführungen im Sigristenkeller, dem Chasperlitheater in der Bibliothek und dem Abschlusskonzert mit der Band «Generikum» im Grampen am Samstag. Ausserdem ist zum Jubiläum eine Festschrift erschienen. Das Buch „200 Jahre Lesegesellschaft Bülach“ befasst sich nicht einfach mit der Vereinsgeschichte, sondern vor allem mit der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung unserer Stadt.
Hannelore Schlecht, Präsidium
Vogelsangstrasse 34, 8180 Bülach (Kontaktmail)
Peter Gygax, Finanzen
Erica Hugentobler, Aktuarin
Hedy Schmid, Versand (Kontaktmail)
plus 3 Delegierte aus den Kommissionen (*)
Hans-Ueli Rupp, Co-Präsidium (*) (Kontaktmail)
Richi Frei, Co-Präsidium
Thomas Zaugg, Finanzen
Remo Albrecht
Kristiana Eppenberger Vogel
Fredi Ferrario
Rolf Hugentobler
Roland Kugler
Daniel Rimensberger, Künstlerischer Leiter (Kontaktmail)
Ernst Schlecht, Co-Präsidium (*) (Kontaktmail)
Thomas Zaugg, Finanzen
Monika Egg
Christa Fischer
Esther Gsell
Karin Miller
Ruth Nagel
Hans Fontana, Präsidium
Werner Oetiker, Finanzen (*)
Pascale Caduff, Bibliotheksleitung
Maja Pfändler
Fabio Padrun